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DIE VERBINDUNGEN UND AKTIVITÄTEN DER BRÜDER KAPS
 

Der in Düsseldorf illegal lebende Kellner und Instrukteur der Abschnittsleitung West Alfons Kaps, der Ende 1934 Wuppertal fluchtartig verlassen hatte und in der Emigration auch im Wuppertal Komitee aktiv war, konnte vor allem die nächsten Angehörigen gewinnen.

Von seinen bereits vor 1933 in der KPD organisierten Brüdern Alois und Paul wurde der Arbeiter Alois zur treibenden Kraft einer Gruppe von Wuppertalerinnen und Wuppertalern. Ihm gelang es nicht nur, Verwandte wie seinen Schwiegersohn, den Kartonagearbeiter Ludwig Hinrichs, und den Schwager seines Bruders, den Schriftsetzer Paul Alker, einzubeziehen. Auch ihm bekannte ehemalige Funktionäre aus der legalen Zeit, wie den Former Walter Böhne, konnte er zur Mitarbeit bewegen.

Böhne war Ende 1938 gesundheitlich schwer geschädigt aus dem KZ Sachsenhausen entlassen worden. Mit Hugo Paul – vor 1933 Mitglied der Bezirksleitung Niederrhein und 1932 kurze Zeit Reichstagsabgeordneter – und mit Friedrich Groß – wegen militärischer Aktionen schon in der Weimarer Republik zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt – hielt er nach seiner KZ-Entlassung unauffällig Kontakt.

Böhne und Paul hatten auch Kontakt zu Karl Igstaedter. Er schloss sich Anfang der 1940er Jahre einer Gruppe der KPD um Ferdinand Haas und Willy Heinzelmann in Wichlinghausen an. Über Böhne und Paul wurden regionale Verbindungen hergestellt. Die Gruppe hatte lose Kontakte zu Betriebsgruppen in einigen Metall- und Textilbetrieben – Siller & Jamert, Spelleken, Köllmann & Grühn, Vorsteher & Bünger. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit war im Umfeld von Vorwerk & Co.

Ab 1943 bestand über Igstaedter auch ein fester Kontakt zu einer Gruppe sowjetischer Zwangsarbeiter, die auf dem Güterbahnhof in Wuppertal-Wichlinghausen Be- und Entladearbeiten verrichtete. Ob die Aktivitäten der Gruppe um Igstaedter auch im Zusammenhang mit der Knöchel-Organisation stehen, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt und eher unwahrscheinlich.

Böhne, Paul und Groß kamen mehrfach mit Alfons Kaps zusammen. Sie scheinen sich im Wesentlichen jedoch auf einen Gedankenaustausch mit ihm beschränkt zu haben. Weitgehende Übereinstimmung gab es hinsichtlich der notwendigen Betätigung in den Betrieben und dem Aufbau illegaler Gruppen. Ansonsten haben sie sich weiter getrennt gehalten.

Sowohl die Brüder Kaps, als auch die Gruppe um Böhne hatten Kontakt zu dem Bauarbeiter Erich Lohmer. Der Gestapo zufolge soll er nach seiner Haftentlassung Ende der 1930er Jahre die so genannte illegale Gruppe Rolandstraße geleitet haben, die selbst hergestellte Flugblätter verbreitete. Lohmer wurde ebenfalls in den Kreis derjenigen einbezogen, die den „Friedenskämpfer“, das „Ruhr-Echo“ und die „Freiheit“ lasen und weitergaben.

Die von dem in Berlin geborenen Instrukteur Willi Seng und Alfons Kaps herausgebrachten Regionalzeitungen „Ruhr-Echo“ und „Freiheit“ griffen das Leitbild Knöchels auf: Möglichst große Teile der deutschen Bevölkerung dazu zu bewegen, aktiv für das eigene Friedensinteresse einzutreten. Auch sie forderten, dass keine Hauswand, kein Zaun und kein Bürgersteig mehr ohne „F“ für Frieden, Freiheit und Fortschritt blieb. Desgleichen riefen sie unter anderem dazu auf, sich illegal in Betrieben zu organisieren, Sabotage zu üben, von der Front zu desertieren und Hitler zu stürzen.

Die Kaps-Brüder Alois und Paul beschränkten sich nicht allein darauf, Informationen zu sammeln, ihnen anvertraute Druckschriften weiterzugeben und weitere Kräfte zu gewinnen. Mit bescheidensten Mitteln gelang ihnen sogar der Schritt an die Öffentlichkeit. Schon im Frühjahr 1942 hatten sie an ausgewählte Personen ein von Hand abgeschriebenes Flugblatt „An die Betriebsarbeiter“ verschickt. In diesem Flugblatt wurde die Verlogenheit der Volksgemeinschafts-Propaganda angegriffen, da die Arbeiterschaft die Lasten des Kriegs voll zu tragen hatte und die besitzende Klasse dagegen noch vom Krieg profitierte. Mit der Parole „weniger Essen weniger Arbeiten“ sollten die Arbeiter gegen die Aufforderungen des Wuppertaler Gauleiters der DAF Bangert zur Leistungssteigerung mobilisiert und zur Bildung von Kampfkomitees in den Betrieben aufgerufen werden. Als Nächstes verbreiteten sie im Wuppertaler Stadtgebiet circa 200 kleine Streuzettel mit dem Aufdruck „Wir wollen Frieden. Stürzt Hitler!“, hergestellt mit einem Kinderdruckkasten. Nach dem Großangriff auf Köln im Mai 1942, verbreiteten sie im gesamten Stadtgebiet ein Flugblatt mit der Aufschrift der „Schuldige von Köln“ und einem gezeichneten Hitler-Kopf.

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