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Wilhelm Müller Wilhelm Müller
 
WILHELM MÜLLER
 

Wilhelm Müller war nach Kriminalpolizeirat Paul König, Kriminalkommissar Ernst Bach, Kriminalrat Ernst Menneking der vierte Dienststellenleiter in Wuppertal. Ebenso wie seine beiden letzten Vorgänger diente ihm die zweijährige Dienstzeit in Wuppertal als Sprungbrett für den weiteren Aufstieg.

Müller wurde am 15. November 1896 als Sohn eines katholischen Kaufmanns in Köln geboren; die Mutter starb später bei der Geburt des fünften Kindes im Alter von 43 Jahren. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann Müller zunächst eine Ausbildung in einem Architekturbüro. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zu einem Jägerregiment, wo er zuletzt als Sanitätsunteroffizier eingesetzt war. Nach dem Krieg war er als Hilfs-, später Kriminalbeamter bis 1922 im Kölner Polizeipräsidium. Nach einem privatwirtschaftlichen Intermezzo als Kaufmann und Bankbeamter in Köln und Frankfurt ging er am 1. März 1927 als Kriminalassistentenanwärter nach Aachen. Nachdem er am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten war, brachte er es bis August des gleichen Jahres bis zum Kriminalkommissar. Nach eigenen Aussagen wurde er mit Wirkung zum 1. Januar 1935 gegen seinen Willen zur Gestapo nach Köslin und Düsseldorf versetzt. Von dort nach Wuppertal versetzt, übernahm Müller von Kriminalrat Menneking, der zum Geheimen Staatspolizeiamt (Gestapa) nach Berlin wechselte, am 1. April 1938 das Amt des Außendienststellenleiters. Ende 1938 trat Müller aus der Kirche aus und in die SS ein. Ausweislich seiner SS-Führerpersonalakte besaß Müller eine fundierte Weltanschauung, er sei eine energische Persönlichkeit mit guten organisatorischen Fähigkeiten, doch lege er zuweilen ein etwas rücksichtsloses Verhalten an den Tag; sein Ich trete stark in Erscheinung.

Diese nachteiligen Charaktereigenschaften waren seiner weiteren Karriere alles andere als hinderlich. Am 1. Februar 1940 wurde er gleichzeitig zum SS-Hauptsturmführer und zum Kriminalrat befördert. Nach zwischenzeitigen Tätigkeiten in Frankreich und Belgien war er von Ende Februar 1943 bis Ende April 1944 wieder bei der Gestapoleitstelle in Düsseldorf beschäftigt. Es folgte die Versetzung zum Reichssicherheitshauptamt (RSHA) nach Berlin, wo er zuletzt als SS-Sturmbannführer lediglich interne Personalangelegenheiten bearbeitet haben will. Anfang April kam Müller zur Gestapo bzw. zum Sicherheitsdienst der SS (SD) nach Aachen. Bei Kriegsende flüchtete er nach Westberlin und lebte dort bis Ende 1952 unentdeckt. Ein Entnazifizierungsverfahren wurde nicht eingeleitet. Seinen Rentenanspruch begründete er 1958 mit dem Hinweis: „Mein Hauptaugenmerk aber habe ich auf die nach 1933 zur Polizei und insbesondere zur Geh. Staatspolizei gestoßenen jungen Mitarbeiter aus der Partei, der SA und SS gerichtet. Mit allen Mitteln habe ich dafür gesorgt, daß in meinen Dienststellen keine Übergriffe geschehen konnten. Es war nicht einfach, diese zum Teil verwilderten Burschen in Schach zu halten, zumal diese von ihren NS-Organisationen jede Unterstützung gegenüber der ‚Papierkrieg führenden Behörde’ erhielten.“

Der ehemalige SS-Sturmbannführer und Mitarbeiter in der planenden Terrorinstitution RSHA, der sein widerständisches Engagement innerhalb der Verfolgungsbehörde vermutlich selbst glaubte, war alles andere als ein Einzelfall. Die überwiegende Zahl der früheren Gestapoangehörigen reklamierten individuelle Hilfsaktionen für sich und gaben vor, dem Regime grundsätzlich ablehnend gegenübergestanden zu haben. In den SS-Führerpersonalakten werden die betreffenden Personen demgegenüber als überzeugte Nationalsozialisten ausgewiesen.

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