1935 - 2005 | 70 JAHRE WUPPERTALER GEWERKSCHAFTSPROZESSE | VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT 1935 - 2005 | 70 JAHRE WUPPERTALER GEWERKSCHAFTSPROZESSE | VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT # #
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Gebr. Steffens & Co. (Hammerstein); Stück-Färberei
Gebr. Steffens & Co. (Hammerstein); Stück-Färberei
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Heinrich Schmitt (1895-1951): Oberberater für Gewerkschaftsarbeit im Rheinland Heinrich Schmitt (1895-1951): Oberberater für Gewerkschaftsarbeit im Rheinland
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Elli Schmidt ( 1908-1980): Gewerkschaftinstrukteurin Bezirk Niederrhein Elli Schmidt ( 1908-1980): Gewerkschaftinstrukteurin Bezirk Niederrhein
 
DER WIEDERAUFBAU DER KPD
 

„Im besonders starkem Maße entfaltete die KPD ihre illegale Tätigkeit im Bergischen Land, wo die Eigenart der Bevölkerung und die Schwierigkeit der Wirtschaftslage einer auf den Weltmarkt angewiesenen Industrie einen besonders günstigen Boden schufen. Trotzdem in Wuppertal im August 1933 die illegale KPD zerschlagen und auch in der Folgezeit zahlreiche Beteiligte bestraft worden waren, wurde vom Frühjahr 1934 an wieder eine ständige Zunahme der kommunistischen Wühlarbeit beobachtet.“ (Aus der Urteilsbegründung gegen Löhde u.a.)

In Wuppertal waren 1934 noch 35.591 Menschen erwerbslos. Die Lebensbedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter hatten sich 1934 eher noch verschlechtert. Die Hoffnung, dass das System schnell abwirtschaftet und die neuen Machthaber die wirtschaftlichen Probleme nicht lösen können, hatte zumindest im von der Textilindustrie dominierten Wuppertal eine reale Grundlage. Der größte Teil der Arbeitslosen blieb weiterhin ohne Beschäftigung, und auch die Aufnahme einer Beschäftigung als Notstandsarbeiter verbesserte in der Regel die soziale Lage keineswegs. Für die Beschäftigten der Textilindustrie brachte das Jahr 1934 sogar eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Wegen der Devisenkrise im Deutschen Reich, die die Rohstoffimporte begrenzte, musste die Arbeitszeit um 30 Prozent herabgesetzt werden. Das führte in vielen Textilbetrieben zu Kurzarbeit. So ist nachvollziehbar, dass die Arbeiter in Wuppertal von den Nationalsozialisten an der Macht nicht so begeistert sein konnten wie Arbeiter in Gebieten, in denen vorzugsweise Rüstungsgüter produziert wurden und die Konjunktur schon für bessere Beschäftigungsmöglichkeiten gesorgt hatte.

Schwerpunkt der illegalen Arbeit 1934 war zunächst die Erfassung der Mitglieder die und Kassierung ihrer Beiträge. Kassieren und Zeitschriftenverteilen erfolgte nur noch auf persönlicher Vertrauensbasis. Die Ausgabe von Beitragsmarken oder das Erstellen von Abrechnungsbelegen unterblieb. Den unteren Kadern wurden keine Kenntnisse über die Strukturen mehr weitergegeben. Insbesondere die Aufrechterhaltung der Beitragszahlungen war für die Existenz der Partei in der Illegalität lebenswichtig. Ein dezentral organisierter Technikapparat stellte die Versorgung mit illegaler Literatur und Presseerzeugnissen sicher. Eine große Anzahl von Flugblättern und Zeitungen kursierten von Hand zu Hand. Diese wurden entweder in Wuppertal selbst mit einfachen Vervielfältigungsapparaten hergestellt oder über Kuriere nach Wuppertal gebracht. Bis Dezember 1934 entstand der größte Teil der illegalen Literatur in der Nachbarstadt Solingen in einer illegalen Druckerei.

Personell wurde die KPD im Sommer 1934 in Wuppertal vom Instrukteur der Bezirksleitung Niederrhein, Wilhelm Reeks, angeleitet. Paul Claasen agierte als Gewerkschaftsinstrukteur für Wuppertal, Ludwig Vorberg betreute den Gewerkschaftsaufbau in Velbert. Diesen Prozess überwachten Elli Schmidt als Gewerkschaftsinstrukteurin für den Bezirk Niederrhein und der Gewerkschafts-Oberberater Heinrich Schmitt.

Anfang Dezember 1934 wurde der Unterbezirk Wuppertal in einen Bezirk mit drei Unterbezirken (Barmen, Elberfeld und Velbert) neu eingeteilt. Für die neue Bezirksleitung war Heinrich Muth als politischer Leiter (Pol.-Leiter), Wilhelm Muth als Agitations- und Propagandaleiter, Georg Stendebach als Organisationsleiter (Org.-Leiter) und Otto Heyler als technischer Leiter vorgesehen. Fritz Rüddenklau wurde am 10. Januar 1935 als Leiter des Unterbezirks Elberfeld ernannt.

Die illegale KPD konzentrierte ab Sommer 1934 die illegale Arbeit auf die Bildung von betrieblichen Gewerkschaftsgruppen. Seit der Augustresolution von 1934 wurde die kommunistische Linie vom Aufbau „unabhängiger Klassengewerkschaften“ revidiert und die Wuppertaler Illegalen orientierten sich am Wiederaufbau der Freien Gewerkschaft und nahmen damit die Einheitsfrontstrategie vorweg, die von der Kommunistischen Internationalen offiziell erst 1935 vertreten wurde. Die neu entstehenden Gewerkschaftsgruppen konnten auf die verbliebenen RGO-Zellen und auf eine relativ starke Parteiorganisation mit insgesamt elf Stadtteilorganisationen zurückgreifen. Im Oktober 1934 waren schon 400 zahlende Mitglieder in der illegalen Organisation erfasst.

Die Gewerkschaftsgruppen wurden zwar organisatorisch von der KPD getragen, aber in ihnen arbeiteten eine große Zahl von ehemaligen Gewerkschaftern und Sozialdemokraten gleichberechtigt mit ihnen zusammen. Darüber hinaus waren die Rote Hilfe und der Kommunistische Jugendverband (KJVD) aktiv. Eine wichtige Rolle bei dem Wiederaufbau der KPD spielte auch der AM-Apparat. Er war seit 1931 ein besonders abgeschotteter Bereich der KPD. Seine Mitglieder waren für die Spitzelabwehr und Betriebsspionage zuständig, aber auch für die Zersetzungsarbeit in NS-Organisationen, in der SPD, bei der Polizei und in der Reichswehr.

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