Rund 25 Wuppertalerinnen und Wuppertalern gelang es, sich der drohenden Verhaftung 1935/36 durch eine Flucht ins Ausland zu entziehen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 120 Wuppertaler aus politischen Gründen im Exil. Für die meisten von ihnen waren die Niederlande die erste Station des Exils; bei der ersten Emigrationswelle 1933 waren viele ins Saarland geflüchtet und von dort 1935 nach Frankreich.
Die Wuppertaler Exilanten waren überwiegend männlich und ein Exil der kleinen Leute: Die Flüchtlinge verfügten über kein Vermögen, erhielten in ihrem jeweiligen Exilland nur selten eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, das heißt, sie konnten bestenfalls illegal und schlecht bezahlt arbeiten und waren auf die Unterstützung ihrer ausländischen Gesinnungsgenossen und überparteilicher Hilfsorganisationen angewiesen. Zu der bitteren Armut kam die Angst hinzu, im Falle einer Verhaftung durch die Polizei inhaftiert, in ein anderes Land ausgewiesen und im schlechtesten Fall nach Deutschland abgeschoben zu werden.
Der Spanische Bürgerkrieg bot vielen deutschen Emigranten einen Ausweg aus diesen miserablen Lebensverhältnissen. Rund 3.000 deutsche Freiwillige gingen nach Spanien, um auf republikanischer Seite gegen den Faschismus zu kämpfen. Aus Wuppertal sind 39 Freiwillige, die in Spanien auf republikanischer Seite kämpften, namentlich bekannt: darunter acht (Fritz Benner, Arthur Gießwein, Otto Gilde, Hans Keip, Willi Krause, Ernst Lau, Paul Röcker, Hans Schubert), die im Zusammenhang mit den Gewerkschaftsprozessen geflohen waren. Mit die ersten Freiwilligen waren die Wuppertaler Anarchosyndikalisten Fritz Benner und Helmut Kirschey, die schon Ende Juli 1936 in Barcelona eintrafen und in einer anarchistischen Arbeitermiliz kämpften. Der überwiegende Teil der anderen Freiwilligen kam nach der Aufstellung der Internationalen Brigaden im Oktober 1936 nach Spanien. Lau, Röcker und Krause fielen schon in den ersten Monaten des Kriegs.
Die Niederlage der Republikaner in Spanien war auch für die deutschen Emigranten eine politische Katastrophe. Der Hauptfeind, Nazi-Deutschland, war gestärkt aus dieser Auseinandersetzung hervorgegangen, und dies wirkte sich auf die Lebensbedingungen im Exil aus.
Rund 600 deutsche Freiwillige, darunter Gilde und Gießwein, wurden nach Beendigung des Kriegs von den französischen Behörden im Internierungslager Gurs inhaftiert. Dieses Schicksal sollte nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fast alle deutschen Emigranten treffen. In Belgien, Frankreich und den Niederlanden wurden die meisten als feindliche Ausländer interniert. Nach der deutschen Okkupation 1940 gerieten einige, wie Grete Vogelsang, in die Hände der Gestapo. Einige meldeten sich auch freiwillig zurück, wie Fritz Rüddenklau, der nach Auseinandersetzungen mit der Parteileitung der KPD in Brüssel politisch vollkommen demoralisiert war und keine andere Perspektive mehr sah. Andere, wie Gilde, folgten einer Direktive der Parteileitung der KPD in Frankreich, die 1940 unter dem Eindruck des Hitler-Stalin-Pakts ihren politisch unbelasteten Mitgliedern empfohlen hatte, nach Deutschland zurückzukehren, was für die meisten langjährige Zuchthaus- bzw. KZ-Haft bedeutete.
In den von Deutschland besetzten Ländern bestanden für die Emigranten nur zwei Möglichkeiten: entweder unterzutauchen oder sich den dortigen Widerstandsbewegungen anzuschließen. Zehn Wuppertaler schlossen sich in Frankreich der Widerstandsbewegung an, unter ihnen Keip, der in Spanien militärische Erfahrungen gesammelt hatte und als Leutnant der Résistance entlassen wurde. Gießwein kam mit falschen Papieren als französischer Zwangsarbeiter nach Emden, wo er 1944 von der Gestapo verhaftet wurde.
In Antwerpen leitete Erich Schmitz eine Gruppe deutscher kommunistischer Emigranten, die Verbindung zur belgischen Widerstandsbewegung hatte. Am 1. Januar 1942 organisierte die Gruppe eine Flugblattaktion bei einer Veranstaltung der deutschen Besatzungsmacht im Antwerpener Sportpalast. Dabei kam es zu einem Schusswechsel mit der Gestapo, bei dem Schmitz sein Leben verlor.
Benner und Kirschey arbeiteten während des Kriegs illegal unter deutschen Seeleuten in Schweden. Sie sammelten Informationen, die an den britischen Geheimdienst weitergeleitet wurden. Darüber hinaus waren sie an Aktionen für die norwegische Widerstandsbewegung beteiligt.
Eine herausragende Rolle spielten Wuppertaler Emigranten in den Niederlanden und bei der Reorganisation des kommunistischen Widerstands während des Kriegs in Westdeutschland in der so genannten Knöchel-Organisation. Alfons Kaps reiste 1941 als Instrukteur nach Düsseldorf und besuchte auch seine Verwandtschaft in Wuppertal, was dieser nach seiner Verhaftung 1942 zum Verhängnis werden sollte. Eugen Schwebinghaus wurde im April 1943 von der Gestapo in Amsterdam verhaftet und später hingerichtet. Grete Keip und Ewald Seiler konnten sich einer Verhaftung entziehen und überlebten den Krieg im Untergrund. In der niederländischen Widerstandsbewegung waren darüber hinaus noch Alfred Kirschey und Adolf Schwarz aktiv.
|