1935 - 2005 | 70 JAHRE WUPPERTALER GEWERKSCHAFTSPROZESSE | VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT 1935 - 2005 | 70 JAHRE WUPPERTALER GEWERKSCHAFTSPROZESSE | VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT # #
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"BEWÄHRUNGSEINHEITEN" DER WEHRMACHT UND DER SS
 

Personen, die aus politischen Gründen oder aufgrund krimineller Delikte zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden waren, wurde die „Wehrwürdigkeit“ aberkannt, was auf dem „Gnadenwege“ aber wieder rückgängig gemacht werden konnte. Mit Beginn des Kriegs stellten eine Reihe von ehemaligen politischen Gefangenen einen Antrag auf „Wiedererlangung der Wehrwürdigkeit“; meist auf Druck der NSDAP, in einigen Fällen auch freiwillig. In der Wehrmacht unterstanden sie einer besonderen Kontrolle und wurden in einigen bekannten Fällen bewusst zu gefährlichen Aktionen eingesetzt.

Aufgrund der hohen Verluste der deutschen Wehrmacht an der Ostfront 1941/42 wurden ab Oktober 1942 „Wehrunwürdige“ in größerer Zahl einberufen und in geschlossenen Sondereinheiten zusammengefasst. Das Oberkommando der Wehrmacht verfügte im Oktober 1942 die Aufstellung der Bewährungstruppe 999 auf dem Truppenübungsplatz Heuberg/Schwäbische Alb. Ein Drittel der etwa 28.000 Soldaten der 999er, die bis September 1944 eingezogen wurden, war politisch vorbestraft. Knapp zwei Drittel von ihnen hatten ihre Strafe bereits verbüßt, während der Rest direkt aus den Strafanstalten kam. Aus Wuppertal sind namentlich 64 999er bekannt.

Die 999er wurden zunächst in Afrika und dann vorwiegend in Griechenland und auf dem Balkan eingesetzt, wo sie als Besatzungstruppe und Küstensicherung fungierten. Bei den 999ern herrschte eine rigide Disziplin. Bis Oktober 1944 wurden aus „Abschreckungs- und Erziehungsgründen“ 65 Todesurteile vor der versammelten Truppe vollstreckt. Wegen ihrer politischen Unzuverlässigkeit galt die Kampfkraft der 999er als gering, und besonders in Griechenland und auf dem Balkan desertierten trotz der starken Repressionen viele 999er, unter ihnen die Wuppertaler Hans Dallmann und Arthur Gehlen in Albanien sowie Arthur Witte, der an führender Stelle an einem gescheiterten Aufstandsversuch der 999er auf der Insel Volos beteiligt war.
Für viele 999er, die in alliierte Gefangenschaft geraten waren, war die Leidenszeit noch nicht vorbei. Denn in einigen Lagern wurden sie massiv von der deutschen Lagerleitung und ihren „Kameraden“ als „Vaterlandsverräter“ terrorisiert. Entgegen dem offiziell geforderten „Kampfeinsatz in vorderster Linie“ und der landläufigen Vorstellung handelte es sich bei den 999er-Einheiten um keine „Himmelfahrtskommandos“. Die meisten 999er waren verhältnismäßig alt und weil an der Ostfront zudem die Gefahr des Überlaufens bestand, wurden sie dort auf weniger gefährlichen Posten eingesetzt als reguläre Wehrmachtssoldaten.

Im November1944 wurden knapp 800 politische KZ-Häftlinge zur berüchtigten SS-Sonderformation Dirlewanger eingezogen. Es sind sieben Wuppertaler Angehörige dieser Strafeinheit namentlich bekannt, unter ihnen die die im KZ Sachsenhausen inhaftierten Wilhelm Anger, Paul Köchling und Heinrich Montanus.

Schon bei ihrem ersten Einsatz im slowakisch-ungarischen Grenzgebiet liefen circa 500 Politische zur Roten Armee über. Dies hatte schwer wiegende Konsequenzen für den deutschen Frontverlauf. Dass ihnen diese gefährliche Aktion gelang, war neben dem Mut der ehemaligen KZ-Häftlinge auf deren feste Entschlossenheit zurückzuführen, unter keinen Umständen für das System zu kämpfen, in dem sie jahrelang unter den unmenschlichsten Bedingungen hatten leiden müssen.

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