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DER KREIS UM WILLI SENG
 

Der Arbeiter und ehemalige Leiter der Ronsdorfer Ortsgruppe der KPD, Hugo Ebbinghaus, war im Frühjahr 1934 nach einjähriger Internierung im KZ Kemna entlassen worden. Nach seiner Haftentlassung hatte er seine Verbindung zu internen Parteiaktivitäten nie ganz verloren. Noch vor dem Krieg war er mit einzelnen Instrukteuren zusammengetroffen. Er wurde so auch für Willi Seng eine bekannte Anlaufstelle.

Die Aufforderung Sengs, intensiver illegale Arbeit zu leisten und im Betrieb eine Zelle aufzubauen sowie eine größere Verbreitung der Druckschriften zu organisieren, lehnte er ab. Er vertrat die Auffassung, dass unter den gegebenen Bedingungen und nach den gemachten Erfahrungen ein solches Vorgehen nicht zu verantworten war. Seiner Meinung nach war es aber notwendig, den Zusammenhalt untereinander durch Diskussionen und gegenseitiges Informieren zu fördern. Deshalb hatte er auch Seng mit einigen zuverlässigen Genossen zusammengeführt. Darunter war der Arbeiter Karl Wallbrecher, dessen Wohnung bereits seit 1933 immer wieder als sichere Wuppertaler Anlaufstelle gedient hatte. Des Weiteren vermittelte er den Kontakt zum ehemaligen Unterbezirksleiter Friedrich Klysper, Schwiegervater von Hugo Paul und dem mit Ebbinghaus verwandten Hermann Schmidt, bei dem Seng einige Male übernachtete.
Ebbinghaus brachte Seng auch mit Irmgard Schwebinghaus zusammen, zu der er noch immer freundschaftliche Beziehungen hatte. Sie war die Ehefrau des Emigrantenleiters in den Niederlanden Eugen Schwebinghaus. Er war 1935 emigriert und gehörte zum engsten Kreis um Knöchel. Bei Schwebinghaus und den Quartiersgebern Seng, dem Ehepaar Kiesebrink, übernachtete gelegentlich auch Knöchel.

Willi Seng stellte das „Ruhr-Echo“ und andere Flugschriften im Haus der Kiesebrinks her. Teilweise klapperte der Abziehapparat Tag und Nacht, so dass sich die Bewohner des im Walde gelegenen Hauses wiederholt Sorgen machten, die einige hundert Meter entfernt wohnenden Nachbarn könnten doch einmal auf das ungewöhnliche Geräusch aufmerksam werden. Die Familie Ebbinghaus verkehrte seit langem mit dem Ehepaar Kiesebrink. Bei deren vereinzelten Wochenendbesuchen in Vohwinkel ergaben sich zusätzliche Möglichkeiten für Seng mit Ebbinghaus, die Notwendigkeiten einer forcierten Parteiarbeit zu erörtern. Es scheint jedoch, dass der Ebbinghaus skeptisch blieb gegenüber solchen Überlegungen, wie sie Knöchel seinen engsten Mitarbeitern dargelegt hatte. Knöchel glaubte, dass ihre Aufklärungsarbeit mit zunehmender Kriegsdauer leichter werde, da die Bevölkerung, bedrückt von den Lasten des Kriegsalltags, immer aufgeschlossener reagiere.

Seng machte bei den Kiesebrinks auch die Bekanntschaft mit Arthur Koch, ein Kollege von Walter Kiesebrink und ehemaliger Heilsarmeeprediger. Koch war bereits schon einmal wegen Abhörens von Feindsendern denunziert worden. Gemeinsam hörten sie in dem einsam gelegenen Haus der Kiesebrinks ausländische Rundfunknachrichten. Bei den Erörterungen über die offiziellen deutschen Verlustmeldungen brachte Koch seine eigenen Beobachtungen ein. Seit Kriegsbeginn hatte er alle Wuppertaler Todesanzeigen gefallener Soldaten gesammelt und war dabei im Sommer 1942 nach eigenen Bekundungen bereits bei rund 3.000 angelangt. Ins Verhältnis gesetzt zur Bevölkerung des Deutschen Reichs ergaben die Wuppertaler Zahlen für die Abhörgemeinschaft Unstimmigkeiten mit den offiziellen deutschen Verlustangaben und eine Bestätigung der ausländischen Meldungen. An diesem Beispiel wird deutlich, warum später die Veröffentlichung von Gefallenenanzeigen in der Lokalpresse in ganz Deutschland untersagt wurde. Traueranzeigen mochten selbst manchen gläubigen Volksgenossen bedenklich stimmen, seine Endsiegüberzeugung beeinträchtigen und seinen Durchhaltewillen ramponieren.

Seng dehnte von Wuppertal seine Beziehungen weit ins Bergische Land und in das Ruhrgebiet aus.

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